Tradition & Geschichte – Ein Allgäuer Brauchtum
Viehscheidzeit ist Festzeit
Wenn im September rund 30.000 Rinder von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurückkehren, werden sie von mindestens doppelt so vielen Menschen freudig erwartet. Das sind zum einen die Landwirte, die ihr Jungvieh den Sommer über einer Alpgenossenschaft anvertraut haben und die Tiere nun wieder in ihren Stall bringen. Der weitaus überwiegende Teil aber sind Gäste, die den traditionellen Allgäuer Viehscheid mit den Bauern als großes Volksfest feiern.
Vom Frühjahr bis zum Herbst
Im Frühjahr wird das Weiedevieh auf die Hochweiden der Allgäuer Alpenlandschaft getrieben. Nach drei Monaten im Gebirge ist das Jungvieh kräftig heran gewachsen. Wenn die Herde ohne Verluste zurück ins Tal getrieben werden kann – also kein Unglück wie ein Steinschlag oder ein Unwetter zum Unfall eines TIeres geführt hat – dann werden die Leittiere der Herde mit einem geflochtenen Kranz geschmückt: die sogenannte Kranzkuh – beliebes Fotomotiv im Allgäu.
September ist Hochsaison
In den zwei Wochen ab dem 2. September Wochenende herrscht Hochsaison in 32 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und Königsschlössern. Alle Besucher und Bauern warten am frühen Morgen auf den von Glockengeläut und Hufschlag begleiteten Einzug der Herden. Diese Form des Alpabtriebs gibt es nur in den Allgäuer Alpen.
Festzelte und Feiern des Brauchtums
In den meisten Orten des Viehscheids haben die Veranstalter Festzelte aufgestellt. Um sie herum gesellen sich hier und da Verkaufsstände und Jahrmarktsbuden. Am Festabend beginnt der letzte „offizielle“ Teil des Viehscheids. Nach alter Tradition nämlich werden die besten Hirten mit großen Kuhschellen ausgezeichnet.